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Wertvoller Wissensaustausch bei Harbacher Orthopädietagen

Rund 170 Personen aus Medizin und Therapie nahmen von 23. bis 24. September 2022 an den traditionellen Harbacher Orthopädietagen teil. Austragungsort war auch in diesem Jahr das Franz Himmer Kongress- und Veranstaltungszentrum des Moorheilbades Harbach.

„Die Schulter von A bis Z“ lautete das Thema der diesjährigen Harbacher Orthopädietage, die vom Moorheilbad Harbach, der Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität) und dem Landesklinikum Zwettl organisiert wurden. Rektor Mag. Friedrich Faulhammer betonte bei der Eröffnung die enge Kooperation zwischen der Universität für Weiterbildung Krems und dem Moorheilbad Harbach, welche Wissenschaft und Praxis auf besondere Art und Weise verbindet.

Bei den anschließenden Vorträgen der hochkarätigen Referenten erhielten die zahlreich anwesenden Ärzte, Physiotherapeuten sowie medizinisches Fachpersonal wertvolle Informationen für ihre tägliche Praxis. Dabei spannte sich der Bogen von den anatomischen und funktionellen Grundlagen der Schulter bis hin zu operativen und konservativen Therapien sowie Rehabilitationsmaßnahmen. Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, MSc, Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Universität für Weiterbildung Krems: „Die Schulter stand in diesem Jahr im Zentrum der Harbacher Orthopädietage und umschließt die verschiedenen Pathologien des Gelenkes, vor allem im Sport, sowie die Vielzahl der Therapien von der Arthroskopie bis hin zum Gelenkersatz.“ Besondere Aufmerksamkeit kam in den Vorträgen auch der Schulterchirurgie zuteil: „Die Entwicklung der Schulterchirurgie hat in den letzten Jahren eine Vielzahl an Behandlungsoptionen erbracht, sodass es wichtig ist, sowohl in der Diagnostik als auch in der Abschätzung der individuellen Situation des Patienten die richtige Therapieentscheidung zu treffen.“

Orthopädische Rehabilitation im Moorheilbad Harbach

Auf der Agenda der Tagung standen zudem die Ziele der orthopädischen Rehabilitation. Prim.a Dr.in Elisabeth Dworschak, Leiterin der orthopädischen Rehabilitation im Moorheilbad Harbach, griff in ihrem Vortrag dieses Thema auf und informierte über die Unterschiede zwischen der früheren Dokumentation mit ICD 10 Diagnose und der nun angewandten ICF basierten Rehabilitationszielfestlegung. Dabei wurde ein konkretes Fallbeispiel aus Ärzte- sowie Therapeutensicht, gemeinsam mit Physiotherapeutin Bettina Schmid, BSc, beleuchtet und die daraus ableitbaren Maßnahmen thematisiert.

Das Moorheilbad Harbach behandelt Patienten im Rahmen der Rehabilitation nach orthopädischen oder unfallchirurgischen Operationen, (Sport-) Verletzungen, Unfällen sowie bei chronischen Wirbelsäulenbeschwerden (ohne vorhergehende Operation). „Das Konzept der Rehabilitation hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Früher hatten wir nur die Diagnose als Ausgangspunkt für die Rehabilitationsplanung, heute sind es die Defizite in der Aktivität und Teilhabe, die wir mit gezielten Rehabilitationsmaßnahmen beheben wollen. Das Ziel der Rehabilitation ist es, unseren Patienten zu verhelfen, wieder aktiv an ihrem Leben teilhaben zu können. Sie sollen in der Lage sein, weitgehend uneingeschränkt ihren Beruf auszuüben und am sozialen Leben teilzunehmen. Bei älteren Patienten gilt es, die Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens zu erhalten.“, so Prim. Dr. Johannes Püspök, Ärztlicher Leiter im Moorheilbad Harbach.

Über die Harbacher Orthopädietage

Die Harbacher Orthopädietage wurden von Physio Austria, der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) und der Gesellschaft zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich (GIZ) unterstützt.

Für die Verpflegung der Kongressteilnehmer mit regionalen und biologischen Köstlichkeiten aus dem „Ökologischen Kreislauf Moorbad Harbach“ sorgten das Küchen- und Serviceteam des Moorheilbades Harbach.

Auszüge aus den Vorträgen der Harbacher Orthopädietage:

Schulter oder cervikaler Diskusprolaps – mikrochirurgische Technik
Prof. Univ.-Doz. Dr. Manfred Weissinger: „Wegen der anatomischen Nachbarschaft und der Komplexizität der Schulter-HWS-Region ist es besonders wichtig, eine klare und eindeutige Diagnose zu stellen, um die richtige Therapie einzuleiten.“

Regenerative Therapien am Schultergelenk
Prof. Dr. Stefan Nehrer, MSc: „Die Regenerative Medizin hat in den letzten Jahren auch Einzug in die Behandlung von Schultererkrankungen gehalten, einerseits durch die Behandlung von degenerativen Erkrankungen mit Blut-Produkten, sowie auch mittels Tissue Engineering zur Wiederherstellung von Sehnen der Rotatorenmanschette. Erste vielversprechende Ergebnisse wurden bei den Harbacher Orthopädietagen 2022 präsentiert.“

Epidemiologie und Pathophysiologie der Schulterverletzung im Sport
Michael Humenberger: „Schulterverletzungen zählen aufgrund des großen Bewegungsausmaßes der Schulter und der hohen Belastungen beim Sport zu den häufigsten Sportverletzungen. Richtig behandelt können wir die Sportler jedoch in den meisten Fällen zurück zu ihrem vorherigen Leistungsniveau bringen.“

Prävention von Sportverletzungen an der Schulter aus Sicht der Physiotherapie
FH-Prof.in Barbara Wondrasch, PT PhD: „Schulterverletzungen stellen für Sportler, die insbesondere Überkopfsportarten betreiben, eine erhebliche Belastung dar.
Die Schwerpunkte der Prävention liegen in der Identifizierung von Risikofaktoren (intrinsische und extrinsisch) und in einer detaillierten Bewegungsanalyse bzw. Analyse der Wurf- oder Schlagbewegung. Die gefunden Risikofaktoren sowie das Ergebnis der Bewegungsanalyse dienen dann als Grundlage für präventive Maßnahmen, die dann ganz genau auf die individuellen Einschränkungen adaptiert werden können.“

Schulterimpingement beim Sportler – operative vs. konservative Therapie
OA Dr. Walter Bily: „Funktionelle Ursachen eines Schulterimpingements beim Sportler müssen rechtzeitig erkannt werden, um sie erfolgreich konservativ behandeln zu können. Präventive Maßnahmen können gut im Rahmen der sportphysiotherapeutischen Betreuung und im Training eingebaut werden.“

Inverse Schulterprothese – das Ende des Sportes?
OA Dr. Stefan Karner, MSc: „Die inverse Schulterprothese ermöglicht in der originalen Indikation wieder zufriedenstellende Funktion und Beweglichkeit im Alltag, sportliche Tätigkeiten sind aber auf solche ohne Sturzrisiko und mechanische Belastung des Knochen-Prothesen-Interfaces zu konzentrieren.“

Sportfähigkeit und Return to Sports nach Schulter-OP
Barbara Amhof, BA MSc: „,Back to Sport‘ nach Operationen der Schulter ist ein kontinuierlicher Prozess, welcher sich bezüglich der anzuwendenden Faktoren an der jeweiligen Sportart, der Verletzung, dem Zeitpunkt im ,Return to Sport – Continuum‘ sowie den individuellen Rahmenbedingungen der Person orientiert. Die Relevanz der einzelnen Faktoren im Hinblick auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Sport ist in der Wissenschaft noch nicht ausreichend erforscht.“

Sportmedizinische Probleme am Ellbogen – Diagnose und Therapie
Michael Humenberger: „Der Ellenbogen ist in der Sportmedizin häufig unterrepräsentiert und stellt die Behandler aufgrund der Komplexität des Gelenks vor große Herausforderungen.“

Foto Harbacher Orthopädietage 2022 v.l.n.r.: Alexander Baillou, MSc (Präsident GIZ), Constance Schlegl, MPH (Präsidentin Physio Austria), Prim. Univ.-Prof. DDr. Thomas Klestil, Prim.a Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Karin Pieber, Mag. Friedrich Faulhammer (Rektor Universität für Weiterbildung Krems), Mag.a Viktoria Magenschab (Geschäftsführerin Moorheilbad Harbach), Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, MSc (Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Universität für Weiterbildung Krems), Prim.a Dr.in Elisabeth Dworschak (Leiterin der orthopädischen Rehabilitation im Moorheilbad Harbach), Prim. Dr. Johannes Püspök (Ärztlicher Leiter im Moorheilbad Harbach), Dir. Prof. Univ.-Doz. Dr. Manfred Weissinger (Ärztlicher Direktor Landeskliniken Waldviertel Gmünd, Waidhofen/Thaya und Zwettl), Karin Weißenböck (Prokuristin Moorheilbad Harbach)

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